Rückblick auf die Gemeinderatssitzung vom 30. Juni 2021Die letzte Gemeinderatssitzung vor der Sommerpause stand ganz im Zeichen der Energie. Thurplus (ehemals Werkbetriebe Frauenfeld) bediente den Gemeinderat mit zwei Botschaften aus ihrem Hause.
Zum einen galt es über den Bau eines Batteriespeichers für 1.95 Mio. Franken zur Netzstabilisierung (da wir fleissig Sonnenkollektoren an das Netz anschliessen und gleichzeitig die Elektroautos laden wollen) zu befinden. Zum anderen ging es um die Kreditfreigabe für die Übernahme der Wärme Frauenfeld West AG durch Thurplus – ebenfalls für den Betrag von 1.95 Mio. Franken (Zufall? Wohl nicht. Ab 2 Mio. Fr. wäre eine Volksabstimmung nötig geworden).
Nun mag man sich denken, 4 Mio. Franken, ein stolzer Betrag?! Woher hat die Stadt das Geld? Nun ja, Thurplus schreibt regelmässig Millionengewinne, welche nicht weiter verwendet werden und die Stadt Frauenfeld hat ebenfalls einige Zehnmillionen auf der hohen Kante, welche investiert werden sollten. Hier sind nun also endlich zwei Projekte, die Sinn machen und mit der Nachhaltigkeitsstrategie der Stadt übereinstimmen.
Aus unserer Sicht sind beide Projekte zukunftsweisend und bereiten den Weg für eine nachhaltige(re) und ökologische(re) Gesellschaft.
Entsprechend auch das Resultat: Beide Botschaften wurden einstimmig angenommen. Eine seltene Einigkeit im Rat. Bravo!
Der Batteriespeicher
Nun zu den materiellen Fragen: Ein Batteriespeicher, wofür? Der Batteriespeicher gleicht Netzungleichgewichte aus, kann Leistungsspitzen glätten und ist somit mittel- als auch längerfristig essentiell für ein dezentrales Stromnetz mit vielen kleineren Quellen, welche zu ähnlichen Zeiten viel Strom und zu ebenfalls ähnlichen Zeiten wenig Strom liefern. Die städtische Infrastruktur so vorzubereiten, dass ein schneller Ausbau der Solarenergie die Netze nicht überlastet ist sicher keine schlechte Idee. Wenn man mit dem Abfedern der Stromspitzen zudem noch Geld verdient und die geplante Amortisation der Investition innert 6-8 Jahren erfolgen kann, hat man sogar die FDP an Bord.
Zudem gilt natürlich, dass eine zunehmende Nachhaltigkeit im Energiebereich zu den Legislaturzielen des Stadtrates gehört. Thurplus kommt dieser dringenden Verpflichtung somit zumindest zu Teilen nach. Der Aufbau von internem Know-How angesichts künftiger technologischer Entwicklungen ist ebenfalls eine wesentliche Überlegung. Gut so.
Der Wärmering
Die Wärme Frauenfeld West AG zu übernehmen. Was bedeutet das? Einfach gesagt, die Zuckerfabrik produziert sehr viel Abwärme. Vor ca. 40 Jahren kam man zum Schluss, diese Wärme doch nutzen zu können, indem man von der Zuckerfabrik her eine Art unterirdischer Ring unter die Siedlungsgebiete zieht. Durch diesen Ring konnte man dann die Abwärme leiten. Die Ursprungsquelle der Wärme ist zwar nicht unbedingt nachhaltig, aber immerhin nutzt man sie zweimal. Das scheint heute wieder in Mode zu kommen. Thurplus hat sich entschieden, diesen Wärmering für 290’000 Fr. zu übernehmen und für die restlichen 1.6 Mio. zu sanieren und zu betreiben. Mittelfristig ist ein Ausbau des Wärmerings sowie die Umstellung auf nachhaltigere Quellen via Holzkraftwerk (derzeit 75% Erdgas und 25% Abwärme) geplant. Die Volksabstimmung dazu folgt im Herbst 2022.
Jeder Anschluss an den Wärmering ersetzt potentiell eine dreckige Ölheizung oder erspart die Investition in Erdsonden und Wärmepumpen. Jetzt in diese Infrastruktur zu investieren, lohnt sich für Frauenfeld und rückt uns etwas näher an eine nachhaltigere Energie- und Wärmeversorgung.
Das Fazit
Eine konstruktive Gemeinderatssitzung mit zwei Botschaften, welche die SP gerne unterstützt hat. Erfreulich vor allem, dass auch der restliche Rat erkannt hat, dass Energie und Nachhaltigkeit (oder nachhaltige Energie!) nicht einfach ein linkes Thema sind, sondern elementar wichtig für das Überleben unserer Gesellschaft.
Christoph Tobler, Gemeinderat